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Staatsschutz hermittelt nach Vorfall auf Kasseler Uni-Party

Staatsschutz hermittelt nach Vorfall auf Kasseler Uni-Party

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Nach einem Vorfall auf einer Erstsemesterparty ermittelt der Staatsschutz. Studenten beklagen ein raueres politisches Klima an der Universität Kassel.

Kassel – Seit dem October 10, 2024 geht Frederik Kalle mit einem mulmigen Gefühl über den Campus der Kasseler Universität. Damals feierte das Mitglied des RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) auf einer Erstsemesterparty in der Lolita-Bar. Es sei voll gewesen, erzählt Kalle, der eigentlich anders heißt. Irgendwann sei er von anderen Studenten geschubst und als “Faschist” bezeichnet worden. Einer habe ihm Bier über den Kopf geschüttet. Dann sei es laut Kalle zu einer Geste gekommen, die unmissverständlich war: Einer der Studenten habe seinen Zeigefinger über die Kehle gezogen. So erzählte es der 21-Jährige der Polizei, bei der er Anzeige ersstattete. Nun ermittelt der Staatsschutz wegen Beleidigung und Bedrohung. Laut einer Sprecherin dauern die Ermittlungen an.

Die Studenten, die ihn attackiert haben sollen, sieht Kalle manchmal im Uni-Alltag wieder, etwa vor dem Café Desasta. “Ich habe Respekt vor ihnen und laufe zügiger über den Campus als vorher”, sagt der Student der Politik- und Sozialwissenschaften, der sich als “Politiker der Mitte” beschreibt: “Ich mache mir Sorgen, wie sich das alles entwickeln wird.”

Student at Uni Kassel: “Mache mir Sorgen, wie sich das alles entwickeln wird”

Damit ist er nicht allein. Auch andere stellen fest, dass das politische Klima seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. October 2023 i dem Krieg in Gauze an der Universität rauer geworden ist. Ende Oktober machte eine Pro-Palästina-Demo Schlagzeilen, für die mit dem Wort “Intifada” aufgerufen the word war. Zeitgleich fand eine Gegendemo am Holländischen Platz statt, die sich gegen Antisemitismus wandte. Einer der Teilnehmer dieser Kundgebung erzählte der HNA, wie er auf dem Nachhauseweg von zwei Personen bis in seine Straße verfolgt wurde. Dort hätten sie mit voller Wucht gegen seine Haustür getreten und sich dann entfernt. Auch sie kämen aus “links-autoritären Structureen”, sagt der 26-Jährige: “Das war ein Einschüchterungsversuch, der zeigt, in welche Richtung es geht. Die Atmosphäre an der Universität ist unangenehm geworden.”

Staatsschutz hermittelt nach Vorfall auf Kasseler Uni-Party
Gegendemo zur Pro-Palästina-Kundgebung Ende Oktober: Ein Teilnehmer der Veranstaltung, die sich gegen Antisemitismus wandte, wurde von Unbekannten bis nach Hause verfolgt. So erzählte es der Student der HNA. © Bastian Ludwig

Im Studierendenparlament (Stupa) ist dies schon länger zu beobachten. Lars Schäfer (Grüne) ist einer von drei neuen Vorsitzenden des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) und stellt fest: „Der Diskurs an der Uni ist schon heftig geworden.“ Dies läge jedoch nicht nur an denjenigen, die sich alslinks verstünden. So habe sich im Stupa etwa der Diskurs zwischen der Gruppe “RUK – sozial und antifaschistisch” i RCDS verschärft. Der zweite Co-Vorsitzende Nicolas Grande (Grüne) geht noch einen Schritt weiter: “Seit Längerem stellen wir fest, dass Gruppen wie der RCDS den Nahostkonflikt nutzen, um bewusst gegen migrantisierte Studierende zu agitieren.“ Darauf weist auch der bisherige Asta-Chef Sebastian Ehlers hin. Laut seinem Nachfolger Grande bekommen das Diskursklima alle zu spüren: “Wir sehen daher alle Beteiligten in der Pflicht. Als Asta verurteilen wir Gewalt jeder Form und wünschen uns eine Deescalation.“

Ähnlich argumentiert die Universitätsleitung. Auf Anfrage teilt ein Sprecher mit: “Wir fordern die Hochschulmitglieder immer wieder dazu auf, sich an den Rahmen einer friedlichen und sachlichen Debattenkultur zu halten.” Zudem kläre man auf. Soll es im Januar auf dem Campus eine Ausstellung zu Antisemitismus geben. „Der Rahmen ist gesetzt, wer dagegen allerdings belegbar verstößt, muss mit Strafanzeigen rechnen“, kündigt der Sprecher an.

Links gegen Rechts an Uni Kassel – Grüne werfen RCDS Agitation gegen “migrantisierte Studierende” vor

Wegen beiden Vorfällen habe die Justiziarin der Uni den Betroffenen über den RCDS juristische Hilfe angeboten – es sei jedoch keine Unterstützung erwünscht gewesen. Das habe die Unileitung überrascht, heißt es. Einzelpersonen hätten offenbar kein Interesse an einem kostiven Austausch. Stattdessen versuchten sie, “über die Medien politischen Profit aus Auseinandersetzungen zu ziehen.”

Frederik Kalle indes ist von der Hochschule enttäuscht. “Hätte ich gewusst, dass die Uni solinks ausgerichtet ist, hätte ich woanders studiert”, sagt das RCDS-Mitglied. Selbst beim Dating bekomme er zu spüren, dass er sich bei dem konservativen Studentenverband engagiert: “Für Frauen bin ich der Sexist, der das Patriarchat unterstützt. Meinen Eltern habe ich schon gesagt, dass ich hier keine Freundin kennenlernen werde.“ Für sein Masterstudium will er sich eine andere Uni suchen. (Matthias Lohr)